Mögen die Spiele beginnen. Seit nunmehr fünf Tagen bin ich in Hongkong. Jetzt geht sie also endlich los, die Wikimania 2013, die der eigentliche Anlass meiner Reise nach Fernost war.
Es ist kurz nach sieben Uhr, als Pouyan, mein iranischer Zimmergenosse, und ich von unseren Mobiltelefonen unsanft geweckt werden. Gestern Nacht war es etwas spät geworden, so dass die Nacht eine sehr kurze war. Ein Bus bringt uns schließlich an die Polytechnische Universität Hongkong, in deren Räumen die Konferenz vom 7. bis zum 11. August stattfindet. Mit ihren 32.000 Studierenden ist sie die größte staatlich finanzierte Universität Hongkongs. Auch architektonisch ist sie sehr spannend. Zaha Hadid, die als erste Frau die bedeutendste Ehrung in der Architektur, den Pritzker-Preis, erhielt, entwarf beispielsweise den Innovation Tower. Ein futuristisches Gebäude, das so aussieht, als ob es in der immer noch drückenden Hitze langsam zusammenschmilzt.
Es fällt uns zunächst nicht leicht, uns auf dem riesigen Campus zurechtzufinden. Wieder einmal ist es Kris, der uns aus der Patsche hilft und den Weg zum Jockey Club Auditorium weist. Dort warten bereits viele Wikipedianer an der Anmeldung. Auch dort zeigt sich die gute Vorbereitung unserer Gastgeber. Schon nach kurzer Zeit bin ich an der Reihe und sehr erstaunt, dass mein für internationale Projekte nicht unbedingt geeigneter Nachname von nahezu allen Hongkongern richtig ausgesprochen wird. Von ihnen erhalte ich mein Willkommenspaket in dem sich auch Namensschild und T-Shirt befinden, die mich in den kommenden Tagen als Teilnehmer der Wikimania ausweisen.
Neben mir sind viele andere nach Hongkong gekommen. Auf dem Campus haben sich Afrikaner, Nord- und Südamerikaner, Asiaten, Australier sowie Europäer zu einer bunten Gesellschaft vermischt. Und immer noch strömen ehrenamtliche Aktive, Programmierer, Fotografen, Wissenschaftler, Netzexperten und Enthusiasten aus allen Richtungen an die Polytechnische Universität. So wie es aussieht, könnten am Ende mehr als 100 Nationen vertreten sein. Sie alle wollen ab Donnerstag über die Zukunftsstrategien der verschiedenen Wikimedia-Projekte diskutieren. In den beiden Tagen davor gibt es zur Einstimmung diverse Workshops. Sie sind entweder technischer Natur oder thematisieren die Struktur der verschiedenen Wikimedia-Organisationen und dienen der Förderung des Dialogs untereinander.
Ich beschließe, überall wenigstens einmal vorbeizuschauen. Schließlich ist es meine erste Wikimania und ich weiß noch nicht, was mich erwartet. Zumindest ist der Zeitplan klar: Nach den beiden Workshop-Tagen gibt es am Donnerstag eine große Willkommensparty im Sky100, der höchsten Aussichtsplattform in Hongkong. Sie befindet sich im 100. Stockwerk des International Commerce Centre, dem höchsten Gebäude der Stadt. Ich bin gespannt, wie es sich dort feiern lässt.
Zu Beginn der eigentlichen Konferenz wird Makoto Okamoto über den Einsatz von Wiki-basierten Hilfsmitteln nach dem Tsunami und der anschließenden Reaktorkatastrophe von Fukushima in Japan sprechen. Anschließend will Wikipedia-Gründer Jimmy Wales einen Blick auf die Entwicklung der freien Enzyklopädie in den letzten zwölf Jahren werfen. Anschließend haben wir bis Sonntag in Vorträgen, Workshops, Diskussionen und Präsentationen einen riesigen Themenkatalog abzuarbeiten. Dabei geht es unter anderem um den Stand der Entwicklung von Wikipedia auf internationaler Ebene, die neue Benutzeroberfläche Visual Editor und um Fragen der Diversität. Es wird mir leider unmöglich sein, alle angebotenen Themen zu besetzen. Ich hatte ja schon vor Wochen geschrieben, an welchen Punkten ich mir eine Beteiligung vorstellen kann. Alles andere werde ich spontan entscheiden. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass es jetzt endlich losgeht.
Sehr spannend! Wir bitten um weitere Berichterstattung!