Ein wunderschönes Stück Neustadt stirbt. Die Rede ist von der Dete, die ein Jahr nach ihrer Eröffnung nun schon wieder schließen muss. Doch anstatt dem sicheren Tod entgegen zu siechen, bereitet sich die Dete selbst ein fulminantes Ende.
Jedem Anfang wohnt ein Ende inne. Allen war klar, worauf sie sich einließen, als sie vor gut einem Jahr das ehemalige Möbelhaus Deters in das Kulturzentrum Dete verwandelten. Schließlich hatten sie vom Eigentümer nur einen Zwischennutzungsvertrag erhalten. Der läuft nun aus und wird nicht verlängert. Dem Eigentümer ist es schlichtweg egal, was das Kollektiv im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt hat. Er möchte das Haus abreißen und anschließend Wohnungen auf dem Gelände errichten lassen. Das Team der Dete ist ihm trotzdem freundlich verbunden. „Für die Möglichkeit, an diesem phantastischen Ort sein zu können danken wir zudem unserem Vermieter. Die Unterstützung während der gesamten Laufzeit hat uns die Umsetzung unserer Ideen erheblich erleichtert“, heißt es in einer Erklärung der Gruppe.
Bevor das „Kultureinrichtungshaus“ aber im August endgültig ihre Türen schließt, verabschiedet es sich mit einem krachenden Ende. Dafür hat das Projektteam Künstler aus den Bereichen Performance, Literatur, Theater, Akrobatik und Musik zum Artcamp & Festival in seine Räume geladen. In den vergangen Tagen haben sie die Dete zum Abschied frei nach ihren Wünschen gestaltet. Herausgekommen ist eine Melange unterschiedlichster Genres und Stilrichtungen, die trotzdem zu einem Ganzen verschmilzt. Die Macher der Schau haben noch einmal alle Register gezogen. Allein die Auswahl der Künstler zeigt, auf welch hohem Niveau sich die Betreiber bewegen. Zu sehen sind gelungene Arbeiten von Illustratoren, Fotografen, Grafikern sowie Bildhauern. Dazu gibt es Abends Lesungen und Theatervorführungen sowie Musik von australischen und schwedischen Bands.
Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende, sagte einst Demokrit. Und ich hoffe, dass Ihr das genauso seht. Es war eine geile Zeit. Was am Ende bleibt ist, „Danke“ zu sagen. Danke für einen inspirierenden Ort, danke für leckeren Kaffee, danke für schöne Stunden, für offene Ohren und nette Gespräche und danke dafür, dass Ihr euch die Neustadt zu eigen gemacht habt, indem ihr die Dete immer wieder für tolle Aktionen verlassen habt. Erinnert sei nur an fröhliche Frühstücksbuffets und Dinner auf dem Delmemarkt oder demanächst – am 2. und 3. August – beim Lahnstraßenfest. Kümmert Euch bitte auch weiterhin um die Belebung öffentlicher Plätze.
Und jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Und wohl selten war ich mir so sicher, dass etwas weitergehen wird, wie bei der Dete. Sie wird ihre Reinkarnation erleben. Zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Der muss freilich noch gefunden werden. Und das ist alles andere als leicht. Gesucht wird ein Gebäude, in dem neben dem Veranstaltungs- und Kneipenraum auch Ateliers und Arbeitsräume Platz finden. Hier sind kreative Ideen gefragt.
Das Programm des Artcamps ist unter http://www.kehbremen.de/programm/ zu finden.
Hier noch ein paar Eindrücke der finalen Schau: