Die Fidschi-Inseln sind bekannt für ihre üppig-grüne Vegetation. Mangroven säumen die Küste und im Regenwald gedeien Ingwer, Würgefeigen, Farne und unzählige weitere Gewächse. Darunter auch ein besonders gruseliges Gemüse, dessen lateinischer Name Solanum viride ist.
Die Rede ist von der Menschenfressertomate, auch Kannibalentomate, Poro Poro oder Boro-dina genannt. Zu seinem merkwürdigen Namen kam das Gewächs, weil seine Blätter einst von den Bewohnern der Fidschi-Inseln als Zutat verwendet worden worden sein sollen, um Menschenfleisch genießbarer zu machen.Das berichtet jedenfalls der Reisende, Botaniker und Naturforscher Berthold Seemann (1825 – 1871). Er erforschte 1860 die Region und fasste seine Beobachtungen zu einem Katalog der insularen Pflanzenwelt zusammen. „Menschenfleisch“, schreibt Seemann darin, „das haben mir die Eingeborenen oft versichert, ist sehr schwer zu verdauen, und selbst die Gesundesten leiden zwei bis drei Tage, nachdem sie es gegessen haben, an verdorbenem Magen.“ Wahrscheinlich werde Bokala, wie Menschenfleisch im lokalen Dialekt heiße, daher stets mit Gemüse aufgetischt, welches die Verdauung anrege, so der Botaniker.
Als Gemüsebeilage kämen dabei vor allem drei Pflanzen zum Einsatz, berichtet Seemann weiter: „Die Blätter von Malawaci (Trophis antropophagorum), des Tudauo (Omalanthus pedicellatus) und des Boro dina (Solanum antropophagorum).“ Die ersten beiden, beobachtet der Botaniker, seien Bäume, die auf den Inseln wild vorkommen. Die Tomate Boro dina werde dagegen eigens für diesen grausamen Zweck von den Insulanern kultiviert. Und zwar häufig direkt neben den Hütten, in welche die gefallenen Kriegsgegner gebracht wurden – um später gemeinsam mit diesen im Kochtopf zu landen.
Die Boro dina, beschreibt Seemann, wachse zu großen Büschen heran und ihre Frucht werde manchmal auch als Tomatensauce zubereitet. Die Blätter aller drei genannten Pflanzen würden dagegen um das Menschenfleisch gewickelt und anschließend auf heißen Steinen gebacken.Diese Beschreibung Seemanns gilt heute als umstritten. Fest steht, das die Pflanze heute weder kulinarische Bedeutung noch einen Zierwert hat. So werden „ihre Früchte nicht besonders groß und schmecken trotz saftig-roter Farbe im Rohzustand etwas bitter“, heißt es dazu auf der Webseite der Wilhelma, wo die Pflanze aufgrund ihrer möglichen Geschichte als Kuriosität angebaut wird. Kochen mache sie aber genießbarer, so der kulinarische Tipp des zoologisch-botanischen Gartens. Die Blätter der Pflanze sollen nach Angaben der Wilhelma sogar einen ganz passablen Salat abgeben. „Wozu die Tomate danach serviert wird, bleibt ansonsten der – hoffentlich guten – Laune des Kochs überlassen“, heißt es dazu abschließend.