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360 Grad Apps – die wichtigsten Tools zum Bearbeiten von VR-Inhalten

In diesem Beitrag erkläre ich, wie ihr VR-Bilder und -Videos mit eurem Smartphone aufnehmen und schneiden könnt. Ganz gleich, ob es sich dabei um ein iPhone oder ein Gerät mit einem Android-Betriebssystem handelt. In einem weiteren Teil dieser Serie erkläre ich, wie man Geschichten in 360 Grad erzählt.

360-Grad-Videos werden immer beliebter. Seitdem Facebook und Youtube die Anzeige von Rundumpanoramen aktiviert haben, boomen Produktion und Konsum der virtuellen Realitäten (VR). Dank günstiger werdender Hardware erreicht die VR-Welt nun auch den Massenmarkt. Aufnahmen zu erstellen, wird damit immer einfacher. War man mit dem Rohmaterial jedoch unzufrieden oder wollte es noch etwas nachbearbeiten, war man bis dato für die Bearbeitung von 360-Grad-Videos und Fotos immer auf den Desktop-Computer angewiesen. Abgesehen natürlich von kleinen Korrekturen, welche auch mit den jeweiligen Apps der Kamerahersteller möglich waren. Doch das ändert sich gerade gewaltig.

Zunächst einmal zu meiner Ausstattung. Ich bin Besitzer eines iPhones und habe mir dazu die einigermaßen bezahlbare Insta360 nano-Kamera gekauft (für Android-Nutzer gibt es mit der Insta360 Air ein noch günstigeres Gerät). Sie liefert ganz gute Aufnahmen. Die mitgelieferte App ist allerdings in ihrem Funktionsumfang arg begrenzt. Große Bearbeitungen sind damit nicht möglich. Gut, dass sich noch weitere Anbieter auf dem Markt tummeln. Hier eine Übersicht der Apps und ihrer Funktionen.

  1. Insta360 Nano-For shooting 360-degree image/video (iOS, kostenlos. Die ebenfalls kostenlose Android-Version für die Insta360 Air habe ich nicht getestet. Sie sieht aber ähnlich aus). Die App ist gut geeignet, um die Kamera direkt zu steuern. Wer die Kamera ohne iPhone zum Aufzeichnen von Bildern und Videos verwenden möchte, kann über die App dafür die Einstellungen verändern. Um die App nutzen zu können, muss das iPhone auf den Kopf gestellt werden. Das ist nützlich, wenn tatsächlich eine Insta360 nano im Lightning-Anschluss steckt, nicht aber, wenn man unterwegs ein paar Bilder oder Videos bearbeiten möchte. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind aber eh arg begrenzt. Bei Bildern kann man lediglich ein paar Filter hinzufügen, zwischen drei „Bildverbesserungsmodi“ auswählen (von denen aber keine wirklichen Bildverbesserungen zu erwarten sind). Wer mag, kann das Kamerastativ noch mit einem Bildchen („Sticker“) verdecken lassen, einen Screenshot anfertigen (und so aus einem Bildausschnitt ein ganz normales Foto machen) und die Darstellungsform verändern. Zur Auswahl stehen Fischauge, Perspektive (die unseren Sehgewohnheiten am nächsten kommt) oder Planet. Das war es auch schon. Bei Videos sind die Bearbeitungsfunktionen ähnlich limitiert: Es lassen sich lediglich einzelne Clips kürzen (trimmen), Filter sowie „Bildverbesserungen“ über das Video legen und anschließend als Darstellungsformat Panorama oder Planet wählen. Das wars auch schon.
  2. Die Bearbeitungs-App THETA+ (iOS/Android kostenlos) funktioniert anders, als es ihr Name vermuten lässt auch mit Bildern, die mit anderen Kameras aufgenommen wurden. Mit ihr lassen sich mehrere 360-Grad Fotos derselben Szenerie zu einer Zeitrafferaufnahme kombinieren. Stark ist auch die Bildbearbeitung. Sie erlaubt es, den 360-Grad-Panoramen Texte hinzuzufügen. Dabei können sieben verschiedene Schriftarten und die Textfarbe ausgewählt werden. Die Schriftgröße legt man durch manuelle skalierung mit den Fingern fest.  Der Text kann anschließend frei auf der Aufnahme platziert werden und dreht sich mit dieser mit. Das ist wunderbar, wenn man einzelne Objekte beschreiben möchte. Kleine Bildchen („Stempel“) lassen sich ebenfalls auf den Aufnahmen platzieren. Im Gegensatz zur Insta-App sind sie allerdings nicht limitiert. Wer mag, kann sein Bild also komplett zustempeln. Die Bildkorrekturfunktionen sind ebenfalls viel ausgereifter als bei der Insta-App. So lassen sich über die App Belichtung, Kontrast, Farbtemperatur, die Tiefen und die hellen Bereiche, die Sättigung und die Helligkeit anpassen. Und natürlich liefert auch die Theta-App die obligatorischen Filter.
  3. Für Videos hat Theta eine eigene Bearbeitungs-App im Angebot: THETA+ Video (iOS/Android kostenlos). Auch sie funktioniert problemlos mit Videos, die mit anderer Geräten aufgenommen wurden. Ähnlich wie mit der Insta-App lassen sich die Clips kürzen (trimmen)  und mit Filtern versehen. Darüberhinaus kann man über die App die Abspielgeschwindigkeit erhöhen (maximal ist die zehnfache Geschwindigkeit möglich) und so aus einer Aufnahme ein Zeitraffervideo machen. Im letzten Schritt kann man noch den Originalton des Videos ein- oder ausschalten und eine Hintergrundmusik (acht Titel liefert die App mit, weitere lassen sich aus der Mediathek des Telefons hinzufügen). Leider lassen sich mit der App lediglich einzelne Clips bearbeiten. Schön wäre es, wenn es in Zukunft möglich wäre, ganze Videos, die aus mehreren Clips bestehen, bearbeiten zu können.
  4.  Pie – make and watch 360 videos (iOS, kostenlos) ist eigentlich ein Soziales Netzwerk für die 360-Grad-Community. Allerdings lassen sich mit der dazugehörigen App auch Videos bearbeiten. Wie mit den bereits vorgestellten Apps lassen sich diese auch mit Pie kürzen (trimmen) und mit Filtern versehen. Zudem kann man seinem Clip einen Titel geben, der allerdings immer über dem Video eingeblendet wird. Sehr schön ist die Funktion, die Startperspektive zu verändern. Das ist sehr praktisch, wenn man wie ich immer mal wieder die „falsche“ Seite seiner Kamera auf das Geschehen hält. Auch bei Pie wünschte ich mir eine Funktion, die es erlaubt, aus mehreren 360°-Clips ein Video zu machen.
  5. Collect (Android, kostenlos) ist auf dem besten Wege, eine große Lücke zu schließen. Mit der App können Smartphonenutzer sich den Umweg über den Computer sparen und Panoramavideos direkt auf ihrem Telefon bearbeiten. Beim Start der App kann man mehrere Clips auswählen, aus denen man sein Video zusammenschneiden möchte. Die Reihenfolge kann später jederzeit in der App verändert werden und natürlich lassen sich auch noch weitere Clips dem Projekt hinzufügen. Für den gesamten Film kann noch eine Hintergrundmusik auswählt werden. Jeder Clip kann man einzeln kürzen (trimmen), mit Farbfiltern und einer neuen Startperspektive versehen. Zudem lässt sich für jeden Clip die Abspielgeschwindigkeit festlegen. Allerdings beschränkt sich die Auswahl auf Normal, Zeitlupe und Zeitraffer ohne das man die beiden letztgenannten groß steuern könnte. Das fertige Video kann anschließend auf dem Gerät gespeichert oder in Sozialen Netzwerken wie YouTube und Facebook geteilt werden. Collect unterstützt sogar Videos mit Auflösungen bis zu 4K und es gibt keine maximale Video-Länge. Die angekündigte iPhone-Version lässt leider auf sich warten. Ich hoffe doch, das sie bald kommen wird.
  6. Die App V360 – 360 video editor ist derzeit leider ebenfalls nur für Android-Geräte erhältlich. Auch mit ihr lassen sich mehrere Clips bearbeiten und zu einem Video zusammenfügen. Die Bearbeitungsfunktionen beschränken sich auf die Veränderung der Abspielreihenfolge, das Zuschneiden (kürzen/trimmen) der Clips sowie das Löschen, Hinzufügen und Duplizieren einzelner Clips. Ist alles fertig geschnitten, lässt sich auch über V360-App eine Hintergrundmusik auswählen. Leider fehlen Funktionen zur Veränderung der Startperspektive und zum Hinzufügen von Text. Da die App aber noch lediglich in einer Betaversion vorliegt, hoffe ich auf die Zukunft, in der dann wohl auch eine iPhone-Version kommen wird. V360 wirkt wesentlich aufgeräumter als Collect und Bearbeitungsfunktionen wirken viel intuitiver.

Update (März 2018): Inzwischen ist die App VeeR-Editor für iOS und Android erhältlich. Und die hat mich wirklich begeistert. So sehr, dass ich sie zur App des Monats März 2018 ernannt habe. Warum erfahrt ihr in diesem Artikel.

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10 Kommentare

  1. Jörg

    Tolle Artikel, ich konnte schon einiges für mich entdecken. Daumen hoch. 🙂

    Ich suche noch nach einer App, um 360°-Panoramen zu drehen (z.B. 90°). Der Grund ist folgender: Ich habe ein Stativ für mein Smartphone. Wenn ich aber die Huawei-360°-Kamera anstecke, kann ich das Smartphone nicht mehr senkrecht drehen, die Kamera stört. Klemme ich das Handy auf Kopf ein, drückt die Klemme auf die Knöpfe. Also habe ich das Handy waagerecht. In der Handy-App wird das Panorama trotzdem richtig angezeigt. Im Web liegt es leider auf der Seite. Ich müsste es also neu ausrichten. Ist Dir da was untergekommen?

      • Jörg

        Späte Anwort meinerseits. 😉
        Die App nutze ich gerne des öfteren, wenn die Aufnahme leicht geneigt ist. Aber komplett um 90° kann man damit nichts drehen.
        Trotzdem danke für Deine Meldung. 🙂

  2. Danke für diese Tipps 🙂 Ich habe jetzt meine ersten Aufnahmen gemacht mit meiner Insta360 R One und musste leider feststellen dass die Aufnahmen zu hell sind. Gibt es eine Möglichkeit die Aufnahme nach zu belichten? Also Kontrast, Helligkeit und Farbe etc. zu korrigieren? Beste Grüße, Nick

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