Eine der wichtigsten Überlegungen beim Drehen eines Videos ist die Wahl der richtigen Perspektive. Sie hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie die Person wahrgenommen wird. Worauf du bei der Wahl der Kameraperspektive achten solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Menschen, die ihr Smartphone erstmals zum Filmen benutzen, filmen häufig einfach drauflos. Dabei halten sie die Kamera meist in ihren Händen und filmen Interviews aus ihrer Perspektive. Das kann bei Menschen, die viel größer oder aber viel kleiner als man selbst ist, aber unbewusst dazu führen, dass das Publikum die Protagonisten anders als gewünscht wahrnimmt. Denn je nachdem, wie sie die Kamera platzieren, ändern sie die Bildaussage. Setze die Kameraperspektive also immer sehr bewusst als Gestaltungsmittel ein.
Im Wesentlichen gibt es fünf verschiedene Kameraperspektiven:
Die Vogelperspektive
Aufnahmen aus der Vogelperspektive können sehr abstrakt wirken, weil sie die Bestandteile des Motivs auf wenige geometrische Formen reduziert. Klassische Beispiele hierfür sind Drohnenaufnahmen.
Die Aufsicht
Wir filmen unseren Gast, der kleiner ist als wir, von oben herab. Und genauso kommt das auch beim Publikum an. Beim Betrachter stellt sich ein Gefühl der Überlegenheit ein. Das ist nicht verwunderlich, blicken wir doch sprichwörtlich auf jemanden herab. Die Person wirkt dadurch kleiner als sie in Wirklichkeit ist und wirkt oft besonders hilflos oder verletzlich. naiv oder dümmlich.
Augenhöhe
Die respektvollste Art, Menschen zu begegnen, ist auf Augenhöhe. Das ist auch im Film nicht anders. Beim Zuschauer stellt sich das Gefühl ein, sich auf einer Ebene – also sprichwörtlich auf „Augenhöhe” – mit dem Protagonisten oder der Protagonistin zu befinden. Ist nur dein Gegenüber im Bild zu sehen, bringst du die Kamera so an, dass sich die Kamera auf Augenhöhe deines Gastes befindet.
Erwachsene neigen dazu, Kinder aus ihrer normalen Perspektive zu filmen. Ein Film über oder mit den Kindern wird jedoch üblicherweise viel intensiver, wenn man auf Augenhöhe der Kinder filmt.
Bei Tieren ist es ähnlich. Auch hier wird das Seherlebnis viel größer, wenn man quasi aus der Perspektive der besten Freunde des Menschen filmt.
Die Untersicht
Das Gegenteil der Aufsicht ist die Untersicht, bekannt aus vielen Videokonferenzen, bei denen der Laptop auf dem Schreibtisch steht und uns von unten nach oben filmt. Das führt nicht nur dazu, dass die gezeigte Person ein Doppelkinn bekommt, sondern auch dazu, dass die Person riesenhaft, mächtig, ja geradezu dominant erscheint. Beim Zuschauer stellt sich so schnell ein Gefühl der Unterlegenheit oder gar der Bedrohung ein.
Die Froschperspektive
Mit der Froschperspektive Menschen oder Objekte größer erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Sie überhöht ihre, dass die Umgebung fast bedeutungslos erscheint. Du kannst sie einsetzen, um eine dramatische Wirkung zu erzeugen oder um das Geschehen aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive zu zeigen.
Situationen, in denen du die Froschperspektive einsetzen kannst, sind beispielsweise Aufnahmen von Skateboardern, Tänzern oder anderen Bewegungen.
Fazit
Es sollte dir nicht mehr unbewusst passieren, jemanden von oben herab oder von unten zu filmen. Begegne deinen Interviewgästen immer respektvoll und sprichwörtlich auf Augenhöhe.
Die oben beschriebene Wirkung der einzelnen Perspektiven kannst (und solltest) du natürlich bewusst als Stilmittel einsetzen. Möchtest du beispielsweise die Angst einer Schülerin vor ihrer Lehrerin zeigen, filmst du das Kind aus der Perspektive der Lehrerin, wie es besorgt hochschaut und die Lehrerin, die gestreng herunterschaut, aus der Perspektive der Schülerin.