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Von nah bis fern: Die Bedeutung der Einstellungsgrößen im Video und wie sie die Wirkung deines Films beeinflussen

Wenn es um das Filmen geht, ist die Wahl der Einstellungsgrößen eine der wichtigsten Entscheidungen, die du als Filmemacher treffen muss. Ganz egal, ob du deine Werke auf Social-Media-Plattformen, im Fernsehen oder als Film veröffentlichen möchtest.

In diesem Blogbeitrag erkläre ich dir die Bedeutung der Einstellungsgrößen im Video und zeige dir, wie du sie gezielt einsetzt.

Ob Großaufnahme, Totale oder Detailaufnahme – jede Einstellungsgröße hat ihre eigene Wirkung auf den Betrachter und kann dazu beitragen, eine bestimmte Stimmung oder Botschaft zu vermitteln.

Bevor es mit den einzelnen Einstellungen losgeht noch ein Hinweis: Das Kind hat viele Namen. Einstellungsgrößen werden auch als Cadrage (aus dem französischen, in deutscher Sprache auch als Kadrage verwendet) oder mit dem englischen Begriff Framing betitelt.

Über die Einstellungsgröße legst Du den Bildausschnitt fest.

Was ist eine Einstellungsgröße?

Bei den Kameraeinstellungen geht es nicht darum, welche Aufnahmeparameter wie etwa Belichtungszeit oder Aufnahmelautstärke du an deiner Kamera einstellst. Mit Einstellungsgrößen legst du dagegen den Bildausschnitt und damit das, was im Bild zu sehen ist, fest.

Es ist ein wenig wie ein Raumschiff, das auf einen Planeten zufliegt. Je näher es dem Planeten kommt, desto größer erscheint der Planet im Cockpitfenster. Genauso ist es mit der Kamera, die sich auf ein Objekt oder eine Person zubewegt.

Kurz gesagt bezeichnet die Einstellungsgröße, wie groß dein Hauptmotiv (zum Beispiel eine Person) im Bild zu sehen ist. Die etwas ausführlichere Erklärung liefert Wikipedia:

Die Einstellungsgröße bezeichnet in der Filmkunst das Größenverhältnis des abgebildeten Subjekts/Objekts zur Cadrage, also dem vorgegebenen Bildfeld. Die Einstellungsgröße ergibt sich aus der Distanz der Kamera zum aufgenommenen Subjekt/Objekt und den gewählten Abbildungsparametern der Kamera

Aus dem Wikipedia-Artikel „Einstellungsgröße“Wik

Die Einstellungsgröße bezieht sich also auf den Ausschnitt, den die Kamera aufnimmt, Damit ist sie ein wesentlicher Teil des Visual Storytellings, also dem Geschichtenerzählen mit Bildern.

Die Wahl der richtigen Einstellungsgröße ist entscheidend, um eine gewünschte Stimmung oder Botschaft im Video zu vermitteln und die Aufmerksamkeit des Betrachters zu lenken. So kannst du mit einer Nahaufnahme des Gesichtes deiner Hauptpersonen sehr deutlich zeigen, in welcher Stimmung sie sind. Das kann sehr intensiv werden und führt dazu, dass das Publikum mitfühlt. Mit einer weitwinkligen Aufnahme (einer Totale) gibst du deinen Zuschauern dagegen einen Überblick über Raum und Ort des Geschehens.

Generell gilt dabei: Nahaufnahmen sind das Salz in der Suppe. Durch sie kannst du den Blick deiner Zuschauer ganz gezielt lenken. Und während die Weitwinkelaufnahmen unseren normalen Sehgewohnheiten entsprechen, ziehst du deine Zuschauer mit schönen Nahaufnahmen in den Bann. Also: Geh nah ran! Oder, wie es ein bekannter Fotograf mal ausgedrückt hat:: :

Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran

Robert Capa

Welche Einstellungsgrößen gibt es?

Die wichtigsten Einstellungsgrößen in der Übersicht

Prinzipiell werden 8 Einstellungsgrößen unterschieden:

  1. Supertotale: Sie zeigt einen sehr großen Ausschnitt, bei dem das Video von einem weit entfernten Standpunkt aus gefilmt wird und die Protagonisten oder Objekte in der Szene relativ klein erscheinen. Details sind nicht oder nur kaum zu erkennen. Die Supertotale kann dazu beitragen, das Geschehen in einem größeren Kontext zu präsentieren und dem Betrachter einen Überblick über die Umgebung zu geben. Diese Einstellungsgröße eignet sich besonders für Szenen, in denen es darum geht, eine große Landschaft, eine Stadt oder ein anderes großes Umfeld zu zeigen und die Bedeutung der Protagonisten in diesem Kontext zu verdeutlichen. Sie helfen dem Publikum bei der Einordnung und Orientierung. Die Person ist dagegen nebensächlich.
  2. Totale: Bei dieser Einstellungsgröße bist du schon näher an deinen Hauptpersonen dran. Sie zeigt den Menschen in seiner Umgebung. Auch sie ist gut für räumliche Orientierung, zeigt aber die Beziehung von Mensch und Ort noch viel deutlicher als die Supertotale. Sie wird daher häufig in Dokumentationen verwendet. Sie ist für Filmemacher ein einfacher Weg, um zu zeigen, wo wir sind und wer unsere Hauptperson ist, ohne die Kamera zu viel bewegen zu müssen. Sie wird daher gerne als Establishing Shot (deutsch „Eröffnungsszene“) genommen und wird oft mit einem Voice-Over-Text ergänzt, der weitere Informationen über den Ort oder die Handlung liefert.
  3. Halbtotale: Bei dieser Einstellungsgröße ist deine Hauptperson (oder mehrere Persone) in voller Größe, also von Kopf bis Fuß zu sehen. Der Blick wird auf die gefilmte Person gelenkt. Auch die Halbtotale ist ein populärer Establishing Shot, Sie wird in Filmen klassisch zur Vorstellung einer Person und ihres Umfeldes eingesetzt.
  4. Amerikanische Einstellung: Hier ist die Hauptperson (oder mehrere Personen ab den Oberschenkeln aufwärts zu sehen. Die Amerikanische Einstellung ist eine Abwandlung der Halbtotalen und entstand zu Zeiten großer Western-Filme, als es darum ging, die Cowboys so zu filmen, dass man die Pistolen und Patronengürtel gut sehen kann. Der Held kann so Held vom Colt bis zum Hut gezeigt werden.
  5. Halbnahe: In dieser Einstellungsgröße ist die Hauptperson ab der Hüfte aufwärts zu sehen. Die Halbnahe wird häufig für Interviews und in Reportagen genutzt und wird daher auch Reporter-Einstellung genannt. Sie entspricht unseren natürlichen Sehgewohnheiten bei Alltagsdialogen und lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums auf die gezeigte Person. Die Halbnahe ermöglicht dem Publikum, die Mimik und Gestik der Hauptperson(en) zu sehen und sich besser mit ihnen zu identifizieren.Meist dient diese Einstellung dazu, das Interesse auf eine Person, ein Objekt etc. zu lenken, die unmittelbare Umgebung jedoch mit einzubeziehen.
  6. Nahe: Hier ist die Hauptperson etwa ab der Schulter aufwärts zu sehen. Dadurch rückt die Umgebung mehr oder weniger in den Hintergrund und verliert an Bedeutung. Wir sind nah an der Person dran, halten aber immer noch respektvoll Abstand. Der Fokus liegt dabei auf dem Kopf und somit auf der Mimik der gezeigten Person. Sie entspricht, wie die Halbnahe Einstellung, dem natürlichen Abstand des Zuschauers zu einem Gesprächspartner, wirkt aber subjektiver und emotionaler als die Halbnahe und wird daher häufig für Dialoge oder Interviews als typische O-Ton-Einstellung gewählt.
  7. Groß: In der Großaufnahme stehen der Kopf und vor allem das Gesicht im Fokus. Die Schultern sind allenfalls noch leicht erkennbar. Die Großaufnahme ist eine Grenzüberschreitung, bei der die intime Distanzzone (etwa 50cm) überschritten wird. So nah dürfen einem in der Regel nur vertraute Menschen, wie Partner, Familie und Freunde kommen, wodurch eine intime Nähe zur Hauptperson hergestellt, deren Mimik wir deutlich sehen können. Du kannst sie dafür einsetzen, um zu zeigen, wie sich die Emotionen deiner Hauptperson entwickeln oder durch den Schnitt einer Totalen auf eine Großaufnahme des Gesichts zeigen, in welchem Gefühlszustand sich deine Hauptperson befindet.
  8. Detail: Detailaufnahmen zeigen einen kleinen Ausschnitt von Gegenständen oder Körpern. Bei einer Person sind es meist Nahaufnahmen von Auge, Mund, Hand oder Fuß. Mit dieser lenkst du die Aufmerksamkeit deines Publikums ganz bewusst auf einen kleinen Ausschnitt und setzt so das Kleine mit dem Großen in Beziehung oder konterkarierst es. Detailaufnahmen eignen sich daher besonders für Szenen, in denen es darum geht, ein wichtiges Detail oder Element hervorzuheben, wie zum Beispiel ein wichtiges Dokument, ein entscheidendes Objekt oder eine besondere Geste deiner Hauptperson.

Die Bedeutung der Einstellungsgrößen für dich

Jede Einstellungsgröße hat eine Wirkung auf den Zuschauer.

Vermutlich hast du die meisten Einstellungsgrößen in deinen Filmen schon unbewusst genutzt. Und das ist auch ok so, denn wie so vieles sind auch die Einstellungsgrößen nur ein Hilfsmittel der Bildgestaltung. Nichts, an das man sich sklavisch halten muss.

Eine goldene Regel für den Ablauf gibt es auch nicht. Aufeinanderfolgende Einstellungen sollten aus einer deutlich anderen Kameraposition aufgenommen sein, und mindestens eine Einstellungsgröße überspringen.

Dokumentationen beginnen häufig mit einer Totalen oder Halbtotalen. Es folgt eine Halbnahe Einstellung, in der der Ort des Geschehens gezeigt wird. Anschließend folgt eine Halbnahe, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Hauptperson zu lenken und gegebenenfalls noch eine Nahe, um die Emotionen deiner Hauptperson ganz deutlich zu zeigen.

Obwohl es keine festen Regeln gibt, können die unterschiedlichen Einstellungsgrößen dazu beitragen, eine intensive Beziehung zwischen Zuschauer und Film herzustellen und das Seherlebnis zu intensivieren. Du kannst deine Zuschauer durch die bewusste Wahl und Kombination der Einstellungsgrößen in den Bann ziehen und deinen Film lebendig gestalten. Die acht oben erklärten Einstellungsgrößen eröffnen dir dabei eine breite Palette an Möglichkeiten. Weitere findest du in diesem Wikipedia-Artikel. Probier es mal aus.

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