Unter den vielen Fotografen, die Wikipedia und ihre Schwesterprojekte täglich mit Bildern versorgen, ist Diego Delso sicherlich einer der produktivsten. Nahezu 12.000 Aufnahmen hat er inzwischen bei Commons hochgeladen. Dabei hat der Spanier nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität im Blick.
Wenn Diego über Fotografie spricht, ist seine Leidenschaft deutlich zu spüren. So auch an diesem Sonntagvormittag bei der Wikimania in London. Gespannt lauschen etwa 80 Zuschauer den Ausführungen des Spaniers, zu dessen Werk inzwischen knapp 5.000 ausgezeichnete Aufnahmen, darunter 63 Valued Images, 129 Featured Pictures sowie 4.799 Quality Images gehören. Als der Spanier mit der Fotografie begann, war dies längst nicht absehbar.
Im Jahre 2002 kauft er sich seine erste Digitalkamera. „Es war eine Kompaktkamera mit einem Megapixel. Sie war immerhin so klein, dass ich sie überall mitnehmen konnte“, berichtet er von seinen ersten Schritten. Geraume Zeit später kauft er sich dann seine erste digitale Spiegelreflexkamera, um bessere Fotos machen zu können. „Ich habe sie zunächst fast nur im Automatikmodus genutzt, weil ich keine Zeit in die Auseinandersetzung mit der Technik investieren wollte.“ Dennoch traut er sich irgendwann an die halbautomatischen Programme wie Blenden- oder Zeitvorwahl heran. „Nachdem ich damit vertraut war, wechselte ich schließlich in den manuellen Modus, um nicht nur zu bestimmen, was ich fotografiere sondern auch die Kontrolle darüber zu haben, wie ich es ablichte“, erklärt Diego.
2008 meldet er sich dann bei Commons, dem zentralen Medienspeicher aller Wikimedia-Projekte an. Dafür bringt er die wohl wichtigsten Eigenschaften mit, die ein Wikipedianer haben sollte: Gelassenheit, Ruhe und Geduld. Und die drückt sich schon in der Wahl seines Benutzernamens aus. Er nennt sich ‚Poco a Poco‘, was frei übersetzt etwa Schritt für Schritt heißt. Diego will einen Fuß nach dem anderen setzten und nichts übers Knie brechen.
Dennoch bekommt seine Leidenschaft durch Commons den entscheidenden Schub. „Nach einigen Jahren hatte ich dort etwa 5.000 Bilder hochgeladen. Natürlich war ich davon überzeugt, dass es gute Aufnahmen waren“, so der Spanier. „Richtig beeindruckt haben mich aber die unglaublichen Fotos, die jeden Tag auf der Startseite von Commons zu sehen sind. Im Jahre 2011 stieß ich dann auf die Bewertungsseite ‚Quality Images Candidates“ und war überrascht, dass ich dort sofort eine Rückmeldung zu meinen Fotos erhielt.“ Es waren erfahrene Fotografen, die sich mit dem Schaffen des Spaniers auseinandersetzten. Zunächst mit mäßigem Erfolg. „Meine ersten Versuche, Bilder auszeichnen zu lassen, scheiterten kläglich. Die anderen Fotografen lehnten meine Bilder mit dem Urteil ‚ungünstige Perspektive, schlechter Ausschnitt, zu viel Bildrauschen oder chromatische Abberation‘ ab“, erinnert sich Diego. Das sorgte bei ihm zunächst für Enttäuschung. „Ich habe diese Qualitätsprobleme zunächst gar nicht verstanden. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich gesehen habe, was die anderen meinten. Leider hatte ich keine Ahnung, wie ich sie vermeiden könnte.“
Doch er gibt nicht auf. Versucht das Problem mit dem Besuch von Fotokursen zu lösen. Das bringt ihn aber nur wenig weiter. „Dort habe ich zwar die Grundlagen gelernt, doch richtig hilfreich war eher der Austausch mit den Bewertern. „Sie waren sehr geduldigt und haben sich Zeit genommen, mir zu erklären, was ich besser machen kann. Ich habe so nahezu an jedem Tag etwas neues gelernt“, freut sich der Spanier. Für ihn ist Commons damit nicht weniger eine der besten Plattformen für all diejenigen, die sich für Fotografie interessieren und die ihr Können verbessern möchten.
Davon profitiert er bis heute. „Denn man lernt nie aus“, betont der Fotograf, der sich heute in so unterschiedlichen Genres wie etwa der HDR, der Makro- und der Architekturfotografie zuhause fühlt. Aber auch seine Fotografie-Technik und die Nachbearbeitung seiner Aufnahmen hat er im Laufe der Jahre durch den Austausch mit anderen stetig verbessert. Und das Beste daran? „Die Teilnahme ist bei Commons kostenlos und wir tragen jeden Tag mehr kostenlos nutzbare Fotos zusammen“, schließt der Fotograf seine Ausführungen. Die gebannten Zuhörer quittieren sie mit viel Applaus. Der Vortrag macht Lust auf noch mehr solcher Ausführungen. Es ist einfach erfrischend zu hören, warum wir alle zu Wikipedia und ihren Schwesterprojekten beitragen, was wir davon haben, wie viel wir im Austausch mit anderen lernen können und vor allem: Wie viel Spaß es macht.